Industrie-Lebensmittel meiden

Seit einiger Zeit versuche ich nicht nur, möglichst ohne Plastik zu leben, sondern auch, soweit es geht, industrialisierte Lebensmittel zu meiden. Das bedeutet, alles so naturnah wie möglich zu kaufen und zu verarbeiten. Gemüse, Kartoffeln und Eier frisch vom Bauern in der Nähe, unverpackt aus dem Supermarkt, aus der solidarischen Landwirtschaft, von Ete-Petete, oder Lotta-Karotta, es gibt so einige Möglichkeiten.

Mein Ansinnen, warum ich industrielle Lebensmittel meide ist, die Umwelt zu schonen. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt der für Gesundheitsbewusste ein Argument sein könnte, dies ebenfalls zu tun: Phlatate, und was sich an schädlichen Inhaltsstoffen im Plastik befindet, ziehen in die Lebensmittel ein, sobald sie damit in Kontakt kommen. Der Film Plastik Planet, zeigt die Hintergründe sehr gut auf und benennt die Risiken die damit verbunden sind.

 

Tricks der Verpackungsindustrie

Eigentlich eine ganz normale Lebensweise, so wie wir vor ca. 50 Jahren noch lebten, als es noch keine Supermärkte und auch kein Plastik gab. Entgegen der Meinung der Verpackungsindustrie, waren wir nicht durch Keime verseucht, nur weil die Lebensmittel nicht in Plastikverpackungen eingepackt waren. Die gefährlichen Bakterien und Viren, denen wir angeblich seinerzeit ausgesetzt waren, durch in Wachspapier, Gläsern oder Kartonagen verpackte Lebensmittel, haben wir irgendwie überlebt, was Wunder!

Trotzdem nutze ich auch den Supermarkt, denn ich halte wenig vom schwarz-weiß-Denken (dort im Supermarkt böse Menschen, da im Bio-Laden gute Menschen). Alle wollen zumeist das Beste, denken aber oft nicht tief genug, oder sie haben einen anderen Ansatz. Wenn man seinen Standpunkt klar kommuniziert, kann man viel bewirken. So wollte ich vor Kurzem in einem Supermarkt frischen Spargel kaufen und hielt der Verkäuferin in dem Extra-Stand mein mitgebrachtes Gemüse-Einkaufsnetz hin. „Nein, tut mir leid, ich muss ihnen das in eine Plastiktüte packen, ist so vorgeschrieben“, meinte die freundliche Verkäuferin. Verdutzt sah ich sie an (und das im Jahr 2017, wo man über den Verbot dieser Tüten diskutiert). „Nein, entgegnete ich ihr freundlich aber entschieden, dann kaufe ich hier nichts, das geht ja gar nicht!“ Als ich beim nächsten Mal dorthin kam, ca. 1 Woche später, war es problemlos möglich den Spargel in meine mitgebrachten Netze abzupacken. Offensichtlich wurde meine Reaktion an den Chef weiter gegeben, so dass ganz schnell umgedacht wurde (denn hier geht es ums Geld verdienen, was zumeist ein gutes Argument für Umdenken ist).

 

Anders verhält es sich mit dem Bio-Gemüse, welches oft und sehr zu meiner Verwunderung im Supermarkt in Plastik verpackt ist, während das herkömmliche Gemüse zum Teil lose verkauft wird. Hierfür gibt es eine Begründung, die ich dem Leser dieser Kolumne nicht vorenthalten möchte und die (nur auf den ersten Blick) eigentlich ganz plausibel erscheint. Hier ein Zitat aus einem Austausch mit der Firma TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland): 

Auszug aus Korrespondenz :  Wir arbeiten gezielt mit den Lieferanten an anderen Lösungen. Grundsätzlich handeln wir aber nicht selbst mit Produkten, es sind nicht unsere Produkte und wir haben somit nur bedingt Einfluss auf die Verpackung der Lebensmittel. Genau daher ist Ihre Rückmeldung für uns umso wichtiger, da wir auch damit noch mehr Einfluss auf Lieferant sowie Händler nehmen können. Bei Obst z. Bsp. hat der Handel grundsätzlich das Problem, dass er Bio und konventionelle Ware an der Kasse unterscheiden können muss. Daher sind Bio-Lebensmittel leider häufig nochmal extra verpackt. Dadurch dass die Verbraucher immer noch viel häufiger konventionelles Obst und Gemüse kaufen, entscheidet der Handel sich somit für weniger Plastik, indem er die kleinere Menge (das Bio Obst und Gemüse) verpackt. (Ende Zitat,).  

 

Es wurde also nachgedacht von der Verpackungs-Industrie über den Plastik-Konsum und es wurde das "kleinere Übel" gewählt: Bio-Gemüse in Plastikverpackung bedeutete für die Mitdenker = weniger Plastikverbrauch, weil weniger Bio- Gemüse gekauft wird - klingt doch logisch, oder? Dass eventuell DESHALB wenig Bio-Gemüse gekauft wird WEIl es in Plastik verpackt ist, daran dachte man wohl nicht. Man beachte, dass ich diese Korrespondenz mit einem Bio und Fair-Trade Hersteller führte.  

 

Unterschiedliche Denkweisen

Wenn man heute korrespondiert mit der Lebensmittelindustrie, könnte man meinen, damals (in den 60er Jahren beispielsweise) lebten wir Alle hinterm Mond, denn niemand wusste von den krankmachenden Begleiterscheinungen die hätten auftreten können, OHNE in Plastik verschweißte Lebensmittel. Frische Sahne gab es beispielsweise in Behältern aus gewachstem Karton. Ich erinnere mich noch an die kleinen viereckigen Behältnisse, die ähnlich wie die heutigen Tetra-Packs zuverlässig ihre Dienste taten. Heute sind die modernen Tetra-Packs durch ihre Verschweißung mit Plastikanteilen ein großes Problem bei der Entsorgung, die Wachskartonagen verrotteten unproblematisch. Nur ein Beispiel dafür, dass man Plastik als Verpackungsstandard  problemlos vermeiden könnte, wenn man denn wollte. Aber es scheint nicht wirklich interessant oder lukrativ, deshalb produzieren wir wohl weiterhin lieber jede Menge Plastikmüll. Sauerkraut und Gurken gab es früher in Fässern, Milch zum Abfüllen in Edelstahlcontainern (vorher in großen Milchkannen) usw.. Glücklicherweise gibt es einen neuen Trend, der sich sicherlich mit der Zeit durchsetzen wird, den Trend der Unverpackt-Läden. In Duderstadt gibt es das leider noch nicht, was sich hoffentlich bald ändern wird.

 

Zugegeben, so ganz und gar kommt man nicht davon weg, von der Nutzung von Plastik, aber das muss auch gar nicht. Es  geht eher darum, Plastikbehältnisse mehr wertzuschätzen, sie vielfach zu nutzen und nicht als Einweg-Verpackungen zu produzieren, und damit den Schöpfungserhalt und das Wohl unserer Erde im Auge zu behalten. Auch in den weniger industrialisierten Ländern hat Plastik als Wegwerf- Verpackungsmittel mittlerweile längst Einzug gehalten und es bringt dort gewaltigere Probleme mit sich, wie dieser Film über Indien zeigt, weil es keine, wie hier im Westen, geordnete Müllabfuhr gibt. Ein Desaster von beispiellosem Ausmaß, in Indien wird nicht nur Frauen und Menschen der niederen Kasten, sondern auch der Erde Gewalt angetan. Der Plastikmüll (und organischer Müll) wird einfach auf die Straßen geworfen, eine Brutstätte für Keime und Krankheiten. So kann man nur hoffen, dass die Kreativität und der gute Wille in Schwellenländern wie Indien, alsbald Abhilfe schaffen wird für diese unhaltbaren Zustände. Ruanda zum Beispiel, hat uns da sehr viel voraus, denn die haben dort das Plastikproblem im Griff!

 

Bei uns tut sich was in punkto Lebensmittelverpackungen. Zwei junge Damen haben per Crowdfunding auf startnext innerhalb sehr kurzer Zeit das Geld für einen UNVERPACKT- SUPERMARKT zusammen bekommen und eröffnen in Kürze in Berlin. Das lässt doch hoffen und man sieht, das Bedarf besteht und Viele solch ein Konzept wollen. Ich wünsche uns allen, dass wir möglichst bald für die Erde und ihren Erhalt wirtschaften und leben, und zurück zu ursprünglichen, gesunden und naturhaften Lebensmitteln finden. 

 

 

Hier ein paar Bilder aus unserem SHOP - handgefertigte Waren von Kleinherstellern und aus Behindertenwerkstätten 

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Kommentare: 2
  • #1

    Lisbeth (Samstag, 17 Juni 2017 15:56)

    Ein schöner Beitrag. Aber wenn man Spargel kauft, muss man auch darauf achten, ob er unter Plastikplanen gezüchtet wurde. Die meisten Bauern machen das nämlich so. Deshalb sollte man eigentlich den Spargelkauf boykottieren, wenn der Händler nicht garantieren kann, dass der Spargel OHNE Plane gezüchtet wurde. Solche Bauern gibt es nämlich auch, und die sollte man unterstützen.

  • #2

    Uta-Maria (Samstag, 17 Juni 2017 17:45)

    Hallo liebe Lisbeth,

    Danke für deinen Hinweis, logisch, dann kann eher geerntet werden, wenn Plastikplanen drüber gespannt wurden.

    Viele Grüße